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Pressebericht vom 08. Februar 2018 (Burghauser Anzeiger)

Waltraud und Walter Kudlich
Dank des Engagements von Waltraud und Walter Kudlich wurde die Hans-Kudlich-Warte in Lobenstein restauriert. Das Ziel ihres Freundeskreis-Vereins ist es, das Andenken an Walter Kudlichs Ur-Großonkel, Bauernbefreier Hans Kudlich, zu erhalten und pflegen. - Foto: Nöbauer

In Tschechien ein Held

Ur-Großneffe gründet „Freundeskreis BauernbefreierHans Kudlich“ – Teil drei der Anzeiger-Serie

Burghausen. Sportvereine, Alpenverein – manche Vereine in Burghausen gedeihen. Andere aber müssen ums Überleben fürchten, einige haben sich in den vergangenen Jahren aufgelöst. In einer Serie stellt der Anzeiger einige Vereine vor, die ihre Nische gefunden haben, von denen man aber in der Öffentlichkeit nicht so oft etwas mitbekommt. Dieses Mal: Der Freundeskreis Bauernbefreier Hans Kudlich.

Einen Verein wollte Walter Kudlich eigentlich gar nicht gründen. „Doch dann habe ich gemerkt, dass wir das tun müssen, damit wir einen Rechtstitel in der Hand haben.“ So sei es auch viel besser möglich, mit Anträgen an öffentliche Gelder zu kommen. Und diese sind für den Freundeskreis Bauernbefreier Hans Kudlich enorm wichtig. Schließlich können nur so die Denkmäler und damit das Andenken an seinen Ur-Großonkel aufrecht erhalten werden.

Hans Kudlich hat vor allem in tschechischen Geschichtsbüchern seinen Namen hinterlassen. Im Revolutionsjahr 1848 hatte er im österreichischen Reichstag als jüngster Abgeordneter Initiative ergriffen. Auf seinen Antrag hin wurde das „Robot-Befreiungsgesetz“ beschlossen, welches die Bauern von Hand- und Spanndiensten befreite. Um die 30.000 Bauern waren es, die diesen Erfolg mit einem Fackelzug feierten. Kudlich selbst wurde wegen „Aufwiegelei“ zum Tode verurteilt und flüchtete daher in die Schweiz, kehrte, nachdem das Urteil aufgehoben wurde, aber mehrere Male in seine Heimat zurück. Mit 94 verstarb er 1917 in den USA.

Ein Ausflug in den Geburtsort von Walter Kudlich, Braunstal, hat den Burghauser 1987 auf seinen Vorfahren aufmerksam gemacht. Ganz in der Nähe liegt nämlich die Gemeinde Uvalno, zu deutsch Lobenstein. Dort steht auch das wichtigste Kudlich-Denkmal: ein 21,5 Meter hoher Aussichtsturm, Hans-Kudlich-Warte genannt. Der Zustand war nicht mehr der Beste, ein Abriss mehr als wahrscheinlich.

Nur durch Walter Kudlichs Antrags-Odyssee bei diversen Institutionen und seine damit verbundene Hartnäckigkeit steht der Turm heute noch. Entscheidend war die Zusage von Geldern aus dem deutsch-tschechischen Zukunftsfonds – und da hilft einem eben ein Verein weiter, während es als Privatperson eher schwierig wird, monetäre Mittel zu generieren.

61 Mitglieder zählt der Verein heute, davon kommen acht aus Tschechien und eines aus Kudlichs Sterbeort Hoboken im Bundesstaat New Jersey. Monatliche Treffen gibt es beim Freundeskreis nicht, informiert werden die Mitglieder jedoch durch ein von Walter Kudlich zusammengestelltes Informationsblatt. Die aktuelle Ausgabe beinhaltet einige Ausstellungstermine. Seit Anfang 2017 bereist eine Kudlich-Sammlung nämlich Tschechien, Österreich und Deutschland. Und der Burghauser ist bei der Vernissage immer mit dabei. „Das ist sehr anstrengend, aber auch schön, wenn die Leute an der Thematik Interesse haben.“Gerade ist Pause, doch schon nächste Woche, am Freitag, 16. Februar, startet die Kudlich-Ausstellung in der tschechischen Hauptstadt Prag und dauert gut einen Monat.
− ala